Zukunft der Arbeit: 5 Thesen, über die es sich lohnt nachzudenken
Nach Jahrzehnten des Friedens und zunehmenden Wohlstands befinden wir uns heute in einer Phase des Wandels. Krieg in Europa, Pandemie, Klimakrise, Digitalisierung, demografischer Wandel – wie beeinflussen Faktoren wie diese die Zukunft der Arbeit?
Dieser Frage widmete sich am 30. Mai 2022 der Vortrag von Yasmin Weiß, Professorin an der TH Nürnberg und Aufsichtsrätin mehrerer großer Unternehmen. Gastgeber des ersten Live-Treffens der BME-Region Pfalz/Rhein-Neckar seit Beginn der Pandemie war die MLP in Wiesloch. Nach einer durch die Bahn bedingten kleinen Verspätung der Referentin konnte es losgehen - mit fünf Thesen, die viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren lieferten:
1. Krisen und Transformation sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Umso wichtiger sei es zu lernen, mit Krisen und den damit einhergehenden Herausforderungen konstruktiv umzugehen. Dazu gehöre, offen zu sein für Veränderungen sowie zu akzeptieren, dass vieles neu ist und permanenter Anpassungen von Entscheidungen bedürfe.
2. Menschen und Maschinen rücken immer näher zusammen – für Yasmin Weiß ein „Paartanz“, bei dem komplementäre Intelligenzen zusammenkommen, um Lösungen zu finden. Für Unternehmen sei es wichtig, hier Vorbehalte abzubauen und die Mitarbeitenden mitzunehmen.
3. Um in Zukunft zu bestehen, sind Metakompetenzen erforderlich. Zu diesen zählt Yasmin Weiß Lernfähigkeit, Problemlösungskompetenz, die Fähigkeit, mehrdeutige Situationen und Handlungsweise zu ertragen (Ambiguitätstoleranz), Resilienz, den Umgang mit Multirationalität um Ziele zu erreichen, sowie interdisziplinäres Arbeiten.
4. Der Umgang mit Fachkräftemangel ist Thema für alle Führungskräfte. Der Wandel hin zu einem Arbeitnehmer*innen-Markt erfordere einen anderen Umgang mit den Mitarbeitenden, so die vierte These von Yasmin Weiß. Es sei wichtig, die Bedürfnisse der Belegschaften zu verstehen, um adäquat handeln zu können. Führungskräfte müssten Sinn und Zweck von Tätigkeiten vermitteln und Mitarbeitenden kontinuierlich Weiterentwicklungsmöglichkeiten bieten. Gerade junge Mitarbeiter*innen legten – so ihre Erfahrung – Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Inspiration, gute zwischenmenschliche Beziehungen und auf ihre Lebenssituation zugeschnittene Anreize.
5. Die Arbeitswelt braucht Führungskräfte als verbindende Pole. Nicht Perfektion, sondern das Ausbalancieren von Neuem und Gewohntem (Ambidextrie) sowie Authentizität seien erforderlich, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Die anschließende lebhafte Diskussion – auch beim Netzwerken – verdeutlichte, wie sehr das Thema „Arbeit der Zukunft“ die Mitglieder des BME bewegt und wie wichtig es ist, sich hierüber im persönlichen Beisammensein auszutauschen.