Effektiv Zusammenarbeiten in Zeiten von Corona
Eine Stunde hatte Wolfgang Sauer beim zweiten Webinar der BME-Region Pfalz/Rhein-Neckar Zeit, seine Einschätzung über die Auswirkungen von Corona auf Berufstätige, insbesondere Führungskräfte, zu vermitteln.
Die Corona-Krise habe Prozesse intensiviert, die bereits seit längeren zu beobachten waren, so die Einschätzung von Wolfgang Sauer gleich zu Beginn des Webinars am 16. Juni 2020.
In der Wahrnehmung von Wolfgang Sauer war die Situation besonders für Führungskräfte herausfordernd: Sie mussten sich – meist ebenfalls von Zuhause aus - um das Wohlbefinden ihrer Teammitglieder kümmern und zugleich Projekte professionell abarbeiten. Gewohnte Routinen waren anzupassen und nicht immer gelang es mit den schnell installierten neuen Tools, Teams in der gewohnten Professionalität effektiv zu führen. In kürzester Zeit war ein agiles Mindset zu etablieren, das über das klassische Aufteilen von Aufgaben und Prozessen innerhalb von Teams hinausging.
Als Herausforderungen für Führungskräfte lassen sich, so Sauer, verschiedene Punkte festhalten, die im Nachgang weiter zu bearbeiten seien:
- die veränderte Arbeitssituation im Home-Office mit der Schwierigkeit, Berufliches und Privates in einer guten Balance zu halten,
- die technologische Herausforderungen, da vieles ohne ausreichende Vorbereitung zu verändern und im Team zu kommunizieren war,
- fehlende Muster einer inspirierenden digitalen Zusammenarbeit,
- eine nicht immer gut funktionierende Zusammenarbeit, da schnelle Absprachen und Rückfragen wie im Büro oft nicht möglich waren,
- der Umgang mit Ängsten und Sorgen, zum Beispiel um den Arbeitsplatz, die die Effektivität der Arbeit bremsten.
Unternehmen stünden jetzt vor der Aufgabe, veränderte Prozesse und Kommunikationsformen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Wahrnehmbar geworden sei eine weitere Fragmentierung der Aufgaben, eine abnehmende Selbstregulierung innerhalb der Teams und daraus resultierend eine veränderte Selbstwahrnehmung der eigenen Arbeit, die viele als weniger wirkungsvoll einschätzten.Eine große Rolle für eine gelingende Zusammenarbeit hätten - so Sauer - Faktoren wie emotionale Sicherheit, Verlässlichkeit, Rollenklarheit, Sinngebung sowie die positive Wahrnehmung des eigenen Beitrags zur Teamperformance gespielt.
Am Beispiel der emotionalen Sicherheit verdeutlichte der Referent abschließend, was in Zukunft zum Gelingen von Online-Besprechungen beitragen könne:
- Bewusstes Check-in mit Abfrage der Befindlichkeiten und Festlegen der Agenda und des Zeitfensters,
- ungeteilte Aufmerksamkeit, also das Abschalten möglicherweise störender Geräte und Programme,
- das Einschalten des Videobildes, um Präsenz zu zeigen,
- aktives Zuhören und mentale Präsenz,
- wertschätzender Umgang mit anderen Meinungen
- Fokussierung auf das Positive
- Seitens des Moderators: stillere Teammitglieder ins Gespräch bringen, damit alle etwas beitragen können,
- bei der Agenda bleiben,
- bei längeren Meetings: bewusste Pausen, damit alle am Ball bleiben,
- Verkürzen von Sitzungen durch aktives Beobachten der vereinbarten Zeitfenster
- Ein bewusstes Check-out am Ende des Online-Treffens.
Für die Zeit nach der Pandemie empfahl Wolfgang Sauer, nicht einfach zum Business-as-usual zurückzukehren. Erforderlich ist seiner Meinung die Reflexion der Veränderungen durch die Pandemie, um das Positive mit in die Zukunft zu nehmen und neu durchzustarten.