BME/IHK-Region Pfalz/Rhein-Neckar

24.10.2019

Marktdesign im Einkauf – Möglichkeiten und Grenzen

Wie können Erkenntnisse aus Spieltheorie und Marktdesign bei der Beschaffung helfen? Dieser Frage widmete sich Professor Dr. Vitali Gretschko in seinem Vortrag am 22. Oktober 2019 im ZEW.

Die Spieltheorie als methodischer Ansatz in den Wirtschaftswissenschaften ist spätestens mit der Vergabe des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften an Alvin E. Roth und Lloyd S. Shapley im Jahr 2012 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

Bei der Anwendung der Spieltheorie in der Wirtschaftswissenschaft wird durch Experimente versucht, menschliche Entscheidungen auf eine wirtschaftliche Marktsituation zu übertragen – vor allem auf sogenannte Matching-Märkte, bei denen es weniger um den Preis als vielmehr die passende Zuordnung von Angebot und Nachfrage geht. Das Marktdesign, eine relativ junger Forschungszweig der Wirtschaftswissenschaften, greift diesen Ansatz auf und untersucht unter anderem, wie sich das Zusammentreffen von Anbietern und Nachfragern ergebnisorientiert gestalten lässt.

Dr. Vitali Gretschko ist Professor für Marktdesign an der Universität Mannheim und leitet als Wissenschaftler die Forschungseinheit Marktdesign am ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, die sich mit der Analyse und dem Design funktionstüchtiger Märkte befasst. Ziel seiner Forschungen ist es, Zuordnungsverfahren gezielt zu planen, Entscheidungsprozesse quantifizierbar zu machen und Nutzer darin zu unterstützen, in einer Marktsituation komplexe Entscheidungen zu treffen.

So lässt sich in typischen Beschaffungsszenarien das Verhalten der Anbieter durch kleine Veränderungen der Regeln beeinflussen. Wie und welche Stellschrauben es gibt, verdeutlichte Gretschko mit Ergebnissen aus Experimenten unter anderem zur Wahl der Auktionsform sowie der Verbindlichkeit der Vergaberegeln.

Wer zum Beispiel weiß, welche Rückschlüsse Anbieter aus der Festlegung einer Auktionsform (oder einer Kombination mehrerer Auktionsformen) ziehen, kann in vielen Fällen den Beschaffungsprozess zu seinen Gunsten beeinflussen und bessere Ergebnisse erzielen. Verbindliche Regeln hingegen sind förderlich bei wiederholten Vergaben, weil das transparente Vorgehen das Vertrauen des Gegenübers stärkt.

Marktdesign ist somit hilfreich, reale Märkte zu optimieren. Im Procurement sind die Erkenntnisse des Marktdesigns wichtig, um gute Ergebnisse für das Unternehmen zu erzielen. Das gilt insbesondere Einkäufer*innen, die sich häufig mit Ausschreibungen und Verhandlungsprozessen befassen.

Hier noch ein Buchtipp zum Thema:

Alvin E. Roth, Wer kriegt was – und warum? Bildung, Jobs und Partnerwahl: Wie Märkte funktionieren. Pantheon-Verlag, 2. Auflage 2017, ISBN 3570553299

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